Mattensplitter

Quo vadis, Mannschaftsringen?

Geschrieben von Thomas Meyer

Noch vor wenigen Monaten sah ein Blick auf unser Ligensystem aufmunternd und ermutigend aus: Neun Teams in der Ober- und zehn in der Verbandsliga, die damit die komplette Sollstärke aufweisen konnte und auch heute noch kann. Zugegeben, die Landesliga erschien ausgesprochen krank. Doch auch hier war durch das Nachrücken des aufstiegsberechtigten KSV Oberhausen, welcher von der neuen Ausländerregelung profitieren konnte, vorerst das Schlimmste verhindert. Immerhin sieben Mannschaften wurden letztlich gemeldet. Beide Bezirksligen waren stark besetzt, wobei man sich u.a. auch über die Rückkehrer TuS Gerresheim, SC Solingen oder ASV Heros Dortmund freuen durfte. Spitze! Es geht aufwärts! - So schien es zumindest. Das Bild passte nur allzu gut zu dem neuen Schwung, der in den letzten Jahren im Bereich unseres Verbandes zu erkennen ist, wie wir mit ein wenig Stolz behaupten dürfen.

Doch wie wir alle schmerzhaft erfahren mussten und müssen, hat dieser Schein getrügt. Bereits vor der Saison sind einige Teams wieder zurückgezogen worden. Landesligist AC Ückerath fehlt, so dass diese Liga mit nur noch sechs Mannschaften dasteht und sich als so problematisch zeigt, wie ursprünglich befürchtet wurde. Die Bezirksligisten SV Sende, SC Solingen, ASV Heros Dortmund, SU Annen II und VfK Lünen-Süd II haben den Kampfbetrieb auch nicht aufnehmen können. Der TuS Gerresheim hat sich dem KSV Oberhausen angeschlossen und unterstützt diesen mit seinen Athleten. Natürlich ist es mehr als positiv, dass der einzige verbliebene Club aus der Landeshauptstadt wieder in den Wettkampfbetrieb eingreift. Soviel ist sicher. Doch wurde durch diese Allianz auch ein neuerliches Loch in die Bezirksliga West gerissen, welches schon gestopft zu sein schien.

Die traurige Nachricht, dass Oberligist RG Oberforstbach/Kelmis nach dem verpatzten Saisonstart ebenfalls die Segel streichen muss, hat den ohnehin schon blutenden Ringerherzen einen weiteren Stich versetzt. Immerhin handelt es sich hier um eine Mannschaft, die im vergangenen Jahr im NRW-Oberhaus noch vorne mitmischen konnte. Darüber hinaus sind die Namen der beiden kooperierenden Seiten kaum aus den Ligen wegzudenken.

Die genannten Vereine haben und hatten sicherlich stichhaltige Argumente und Gründe, ihre Mannschaften abzumelden. Exemplarisch sei der SC Solingen genannt, dessen Athleten, die weitgehend Migrationshintergrund haben, teilweise des Landes verwiesen wurden. Vorzuwerfen ist den Clubs sicherlich nichts, waren sie ohne Zweifel darum bemüht, das Abenteuer Mannschaftssaison anzugehen und unseren Sport nach besten Kräften zu fördern. Dies ist ihnen hoch anzurechnen. Und ob des Scheiterns ihres Vorhabens sind sie wohl selbst am meisten frustriert. Ihnen fehlen offensichtlich schlichtweg die Mittel. Ob personeller oder finanzieller Art, sei dahin gestellt. Und betrachtet man die Ergebnisse der letzten Wochen, ist zu befürchten, dass es so weiter geht. Kampfabsagen, stark lückenhafte Aufstellungen etc. geben zu denken.

Quo vadis, Mannschaftsringen? Wir müssen befürchten, dass sich das Herzstück unseres Sports zumindest im Bereich des RVNRW langfristig zu einer Farce entwickelt. Dass es kaum noch sportliche Absteiger gibt und zahlreiche Vereine nicht mehr in die nächsthöhere Klasse aufsteigen wollen, sind schon lange bekannte und allgegenwärtige Probleme. Dies ist jedoch nahezu harmlos im Vergleich zu den vielen Rückzügen, die wir augenblicklich zu verzeichnen haben. Ganz abgesehen von Traditionsclubs wie beispielsweise dem AKS Rheinhausen oder dem KSV Efferen, welche von Vornherein gar nicht mehr für die Saison melden können.

Es muss etwas passieren. Es kann und darf so nicht weitergehen. Aber was tun? Im Augenblick herrscht an vielen Stellen Ratlosigkeit. Bleibt zu hoffen, dass wir gemeinsam – Verband, Bezirke und Vereine – wieder in die Erfolgsspur zurückfinden und unseren wunderbaren Sport wieder so praktizieren und verkaufen können, wie er es verdient hat. Die schönen Kämpfe, die es Woche für Woche glücklicherweise immer noch zu sehen gibt, dokumentieren eindrucksvoll die Attraktivität und den Reiz des Ringens. Dies gilt es zu erhalten. Doch wenn sich nichts ändert, werden solche Begegnungen leider rar werden.