Mattensplitter

DM-Bronze für Juretzko

Geschrieben von Thomas Meyer

Mit einer kleinen Mannschaft von lediglich sieben Athleten – und damit dennoch vier Mann stärker als 2017 – ist der Ringerverband NRW zu den Deutschen Greco-Meisterschaften der Männer vom 15.-17.6.2018 in Burghausen angereist.

Alleine drei unserer Schützlinge trugen das Trikot des RC Ehrenfeld, der damit den größten Anteil unseres Teams ausmachte. Dies ist sicherlich ein Novum, denn dass der Landesligist eine solche Zahl an Athleten zu nationalen Titelkämpfen der Männer entsenden konnte und damit mehr als unsere Top-Vereine, dürfte ihm bisher noch nicht gelungen sein. Mit zwei fünften Plätzen durch Melvin Pelzer (63 kg) und Robert Fink (82 kg) sowie Rang neun durch Robin Pelzer (67 kg) konnte man sonntags dann die Heimreise nach Köln antreten.

Die einzige Medaille für unseren Verband gewann „Oldie gut Goldie“ Adam Juretzko (KSV Witten 07), der in der 77 kg-Kategotie u.a. Kai Stein vom RC Merken ausgeschaltet hatte. Nahezu exakt ein Vierteljahrhundert nach dem Gewinn seiner ersten Bronzemedaille bei den Deutschen Männermeisterschaften hat der „Commander“ seinen Erfolg von damals wiederholt. Am 14.03.1993 hatte er im kleinen Finale Roland Bühler aus Freiburg-Haslach bezwungen. Anschließend hatte er seinen großen Erfolg ausgiebig bejubelt, welchem – und das wissen wir alle – viele noch größere Erfolge folgen sollten. Nun, 25 Jahre später, war es schließlich Domenik Chelo (TSV Dewangen), den der heute fast 47jährige im kleinen Finale mit 10:0 auf Distanz halten konnte, nachdem er zuvor gegen Karam Mosebach (RSV Hansa Frankfurt/Oder) den Finaleinzug verpasst hatte. Hut ab vor Adam, einer Lichtgestalt, die immer noch zur absoluten Spitzenklasse gehört! Dabei hatte er im Mai 2017 anlässlich des Tags des Ringens in Remscheid angekündigt, seinen Titel nicht mehr verteidigen zu wollen. Doch wer ihn kennt, musste wohl unweigerlich schmunzeln. Sein neuerlicher Start hat vermutlich niemanden wirklich gewundert. Das erfolgreiche Abschneiden allerdings ebenso wenig. Spaßvögel munkeln bereits, dass sich bald Reaktionen aus den USA einstellen könnten: Ex-Box-Weltmeister Bernhard Hopkins, welcher mit 49 Jahren diesen Titel noch innegehabt hatte, soll unbekannten Quellen zufolge wohl gewaltig um seine Rekorde zittern…

Pech hatten Nikolai van Berkum (AC Mülheim 92/72 kg) und Nico Brunner (KSV Witten 07/87 kg). Sie mussten in Runde eins gegen Timo Badusch (KSV Köllerbach) bzw. Jan Fischer (KV Riegelsberg) ran, beides absolute Spitzenathleten mit großer internationaler Erfahrung. Beide NRWler waren jeweils unterlegen, wobei Brunner beim 6:8 fast die große Überraschung geschafft hätte. Die Kontrahenten standen später jeweils im kleinen Finale, sodass für unsere Schützlinge auch ein Eingreifen über die Hoffnungsrunde nicht mehr möglich war.

Wer die Meisterschaften intensiv verfolgt, muss sich jedoch unweigerlich fragen, ob der Austragungsmodus noch der geeignete für unsere nationalen Titelkämpfe ist. Dem DRB als Ausrichter ist hier kein Vorwurf zu machen, das muss man vorab klarstellen. Er orientiert sich an den Vorgaben des Ringer-Weltverbandes UWW und sorgt somit für Bedingungen nach internationalen Standards, die unsere Spitzenathleten und Bundestrainer brauchen. Deshalb ist das Festhalten an diesem Modus nachvollziehbar, aus Sicht des DRB zumindest sinnvoll, möglicherweise gar alternativlos.

In den meisten Gewichtsklassen gehen heutzutage jedoch nur noch acht bis zwölf Athleten über die Waage. Das führt beim augenblicklichen Austragungsmodus unweigerlich dazu, dass Ringer ohne auch nur einen einzigen Sieg ins kleine Finale vorstoßen können. Beispiele, dass Athleten nach einer Auftaktniederlage gegen einen Finalisten sofort im Bronzekampf standen, gibt es zur Genüge. Bei einer weiteren Niederlage ist man Fünfter, was ja letztlich immer noch so etwas wie eine Spitzenplatzierung ist. Diese kann man also mitunter ohne Sieg bei zwei gleichzeitigen Niederlagen erreichen – das ist wohl eher skurril und sollte in der Öffentlichkeit zugegebenermaßen nicht allzu breitgetreten werden. Doch vielen Ringsportanhängern gab und gibt dieses Szenario Anlass zu Diskussionen, so dass es sich trotz allem vielleicht lohnt, das Problem einmal explizit anzusprechen.

 

 

 

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