Mattensplitter

Witten dominiert Final Six

Geschrieben von Thomas Meyer

Das zweite Final Six in der Geschichte des Ringerverbandes NRW liegt hinter uns - und damit auch die Mannschaftssaison 2019. Die Veranstaltung in der Sporthalle Schmittstraße in Bonn-Duisdorf war wie bei seiner Premiere im Vorjahr eine runde Sache, die dem Publikum ein tolles Ambiente und hervorragenden Sport bieten konnte. Unter den Augen zahlreicher Prominenter aus Politik und Gesellschaft - exemplarisch seien der ehemalige NRW-Innenminister Ingo Wolf oder Bonns Oberbürgermeister Ashok-Alexander Sridharan genannt – kämpften die insgesamt sechs Staffelsieger der verschiedenen Ligen die drei Meister aus. Und das in einer bemerkenswert schön gestalteten Austragungsstätte: Die Firma Veto hatte beste Arbeit geleistet, um der Veranstaltung einen würdigen Rahmen zu verleihen.

Selbstredend hatte das Event wieder viele Ringsportfans in die Halle gezogen. Mit Horst Faller, Peter Nettekoven, Hans Breuer, Peter Kettler, Günter Kowalewski, Peter Neldner und Walter Nettekoven waren zahlreiche Ehrenmitglieder des RV NRW zugegen, die sich über etwa 450 Zuschauer freuen durften.

Die Sportfreunde des TKSV Bonn-Duisdorf haben wieder tatkräftig mit angepackt und damit dazu beigetragen, dass die Veranstaltung gelingen konnte. Auch hatten sich viele Legenden des Traditionsclubs aus der Bundesstadt ein Stelldichein gegeben. Unmittelbar neben der Matte hatte sich ein Großteil der Bundesligamannschaft der 80er und 90er Jahre eingefunden, um fleißig über alte Zeiten zu sprechen und das Geschehen auf der Matte zu verfolgen. Ob Jochen Jahn, Helmut Riegel, Peter Diefenthal, Dirk Holzapfel, Heiko Luther, Heinrich Kruppa, Yasar Yavuz, die Gebrüder Dirk und Oliver Schubert, Günter Tabel, Heinz Schmitz, Tim Nettekoven, Jens Hennes oder „Juppi“ Piel – wer zu besagter Zeit die Heimkämpfe des TKSV besucht hat, wird sich an diese Namen noch gut erinnern. Auch Jörg Helmdach, der als Vizepräsident des Ringerverbandes NRW selbstredend anwesend war, hatte einst die Schuhe für die Bonner geschnürt.

Doch das Hauptaugenmerk lag an diesem Tag natürlich auf den drei Finals: Den Beginn machten hierbei die Bezirksligisten, wobei hier der TKV Hückelhoven und der KSV Witten 07 III aufeinandertrafen. Was die Fans zu sehen bekamen, war eine attraktive Begegnung mit schönen Kämpfen. Zwar war die Halle noch nicht komplett gefüllt, doch durften die Sportler der beiden Teams trotzdem die besondere Atmosphäre dieser Veranstaltung genießen. Am Ende gewannen die Wittener mit 39:26, sodass man im Lager der Ruhrstädter zum ersten Male an diesem Abend jubeln durfte. Schade nur, dass Hückelhovens Schwergewichtler die Halle in Bonn nicht erreicht hatte und somit beide Duelle kampflos an den Gegner gingen. Möglicherweise wäre das Ergebnis ansonsten noch etwas knapper ausgefallen.

Besonders spannende Kämpfe hatte man sich im Endkampf der Landesliga erhofft. Der TKSV Bonn-Duisdorf musste sich hier mit der SU Witten-Annen auseinandersetzen. Doch die Lokalmatadoren hatten keine Chance: Der Gegner war eindeutig zu stark, was das Endergebnis von 5:25 eindrucksvoll unterstreicht. Zwar feierte Bonn einen gelungen Start durch zwei Punktsiege von Amin Haji Babaie (57 kg Greco) und Justin James (130 kg Freistil), doch war danach nicht mehr viel zu holen. Punkt um Punkt zog der starke Gegner um Trainer Torsten Busch davon und war schnell uneinholbar vorne. Erst in der letzten Begegnung gelang den Bonnern durch Ibragim Jusupov ein in letzter Sekunde erkämpfter Punktsieg, was jedoch nur noch Ergebniskosmetik bedeutete. Annens Christian Zuhr, Sebastian Fiedler, Sergiy Skrypka und Co. feierten ausgelassen – sie hatten es sich nach dieser starken Leistung verdient.

Dieser Erfolg war bereits der zweite einer Wittener Mannschaft beim diesjährigen Final Six – doch in der Ruhrstadt blieb man vor dem Oberliga-Finale weiter erfolgsgierig. Hier nämlich stand die Reserve des KSV Witten 07 dem starken KSK Konkordia Neuss gegenüber. Und diese Begegnung war letztlich Ringen vom Allerfeinsten.

Der Traditionsclub aus der Ruhrstadt hatte sein Team bärenstark aufgestellt – jedoch auf jeden Fall fair. Schließlich war ja auch das Bundesligateam an diesem Abend noch auf die Matte gegangen, sodass man die „Zweite“ nicht einfach beliebig verstärken konnte.

Es entwickelte sich ein dramatisches Finale. Die Wittener waren schnell auf 14:0 davongezogen und schienen die Begegnung früh für sich entschieden zu haben. Doch sie hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Im fünften Einzelkampf (66kg Greco) leitete das Neusser Nachwuchstalent Aaron Bellscheidt nach einer Galavorstellung gegen Andreas Eisenkrein (TüPS 15:0) die Aufholjagd ein, an der sich später auch sein Bruder Samuel noch maßgeblich beteiligen konnte. Er hatte hierbei dieselbe Topform offenbart. Vater Ralf hatten zwar sichtlich die Nerven gezittert, dafür dürfte der Stolz ob der Leistung seiner Söhne hinterher umso größer gewesen sein.

Als es vor den beiden Weltergewichtskämpfen 14:14 stand, stieg die Spannung. Der erfahrene Hallensprecher Thomas Eigenbrodt wusste diese Situation bestens zu kommentieren und im Sinne des Sports zu nutzen, sodass auch wirklich alle anwesenden Zuschauer in den Bann gezogen waren. Die Wittener Ringer Perica Dimitrijevic (75 kg Greco) und und Schojarh Zaryaley behielten in den Auseinandersetzungen mit Deni Nakaev und Kirill Surikow die Nerven, erzielten hart erkämpfte Punktsiege und sicherten dem KSV II mit 19:14 doch noch die Oberligameisterschaft. Aller guten Dinge sind bekanntlich drei – bereits zum dritten Male jubelte also ein Wittener Team. Der Schlachtruf der Fans „Wer ist die Ringerhauptstadt in NRW? - Witten!“ hatte sich eindrucksvoll bewahrheitet.

Unmittelbar nach Kampfende schwappten die Emotionen dann doch noch etwas über: Grund hierfür war der erste Kampf, welchen Wittens Noah Englich (57 kg Greco) mit 11:6 gegen Ahmed Aruhanov gewonnen, hierbei jedoch quasi mit dem Schlussgong auf beiden Schultern gelegen hatte. Das Kampfgericht wertete den Schultersieg nicht mehr, da er unmittelbar nach Ablauf der Kampfzeit zustande gekommen war – eine Sekundenentscheidung, der hinterher noch große Bedeutung zukam, da ansonsten der KSK die Nase vorn gehabt hätte. Doch die Anspannung hatte sich recht schnell wieder gelegt.

Der unterlegene KSK Neuss ließ bei den Feierlichkeiten des Gegners sowie der Siegerehrung zwar etwas die Köpfe hängen, doch müssen sie sich keineswegs grämen: Die jungen Wilden stehen nach einer tollen Saison als Aufsteiger in die Bundesliga fest. Alle Achtung!

Die Gratulationen gelten aber allen teilnehmenden Mannschaften, die sich nach großartigen Leistungen für das Final Six qualifiziert und hier Werbung für den Ringkampfsport gemacht haben. Ihr wart klasse!

Zum Programm des Events hatten neben den sportlichen Höhepunkten auch diverse Ehrungen gehört. Verbandspräsident Jens-Peter Nettekoven hatte die erfolgreichen Sportler des Jahres 2019 mit Ehrenpreisen ausgezeichnet. Unterstützt wurde er dabei von zahlreichen Persönlichkeiten, die sich um die Veranstaltung verdient gemacht haben. Die Ehrengäste sowie die zahlreichen großzügigen Sponsoren waren somit ebenfalls an repräsentativer Stelle im Einsatz.

Allen Beteiligten – seien es Sponsoren, Organisatoren, Ehrengäste, Helfer, der TKSV oder die Zuschauer - gilt der große Dank des Ringerverbandes NRW! Nur durch sie war das Event erneut ein Fest für unsere Sportart. 

 

Oberliga Videos