Ergebnisse

DM weibliche Jugend und Frauen

Geschrieben von Rita Fleiter-Wurg
Anreise entspannt, Hotel zweckmäßig, Wetter durchwachsen, Halle und Ausrichtung im üblichen Rahmen, sportliche Erfolge erwartungsgemäß, Stimmungslage schwankend …

So knapp formuliert trotzdem inhaltlich stimmig… könnte der Bericht über die DM der Ringerinnen aussehen.

Etwas ausführlicher ließe es sich auch so beschreiben:

Anreise und Unterbringung

Die zahlenmäßig größte Gruppe um die Teilnehmerinnen vom AC Ückerath reiste gemeinsam im Reisebus von Dormagen nach Freiburg und kam entspannt im Hotel an. Das es für einen Freitag ein erstaunlich geringes Verkehrsaufkommen auf den Autobahnen zu vermelden gab, konnten auch die wenigen Kleingruppen bestätigen, die mit dem PKW angereist waren- und auch das angekündigte Wetterchaos verschonte am Freitag noch die anreisenden Delegationen.

Das Hotel war zweckmäßig und ohne überflüssigen Luxus, dafür groß genug um die ganze Gruppe mit immerhin 27 Starterinnen, sowie TrainerInnen und Betreuern und den zahlreich mitgereisten Eltern unterzubringen. Spätestens nach den Schilderungen der Kampfrichter die in einem anderen Hotel unter indiskutablen Verhältnissen untergebracht waren und nach einer Nacht das Hotel wechselten… konnte man das schlichte aber zweckmäßige Ambiente noch mal mehr wertschätzen. Heinz Schmitz hatte in der Vorbereitung und der Organisation also ein gutes Händchen bewiesen.

Der Ausrichter

Der gastgebende ASV 1885 Freiburg kann nicht nur auf 125 Jahre Vereinsgeschichte zurück blicken und gehört damit zu den ältesten noch aktiven Vereinen der Region, sondern auch auf einige in der Vergangenheit mit Erfolg ausgerichtete Großereignisse wie den Großen Preis der BRD und verschiedene Deutsche Meisterschaften und hier mit besonderem Stolz die häufig erwähnte 1. internationale DM der Frauen im Jahr 1992.

Die Erfahrung aus früheren Jahrzehnten merkte man den freiwilligen Helfern um den rührigen Ehrenvorsitzenden Herrn Buschmann an. Die Halle mit drei, den Wettkampfbestimmungen gerechten Matten, das Podest für die Ehrengäste sowie Fahnenschmuck und die obligatorischen grünen Büsche rechts und links vom Siegerpodest, zeugten von dieser Routine. Die Akkreditierung erfolgte ohne die in den letzen Jahren auf Deutschen Meisterschaften üblich gewordene, durchorganisierte Strenge. Eine entsprechende Menge laminierter namenloser Karten für die Funktionsträger einer jeden LOs und gänzlich unkontrolliert schlichte Stempel auf jede Mädchenhand, die wie die einer potentielle Sportlerin wirkte und sich dem freiwilligen Helfer am Stempelkissen entgegen streckte, waren das ganze Anmeldekontrollsystem.

Erste Zweifel ob so der rechtmäßige Einlass bzw. Zugang wirklich kontrolliert werden kann oder nicht doch dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet sind, wichen der Erkenntnis, dass der Ausrichter und sein Ordnungsdienst insgesamt hier- gewollt oder ungewollt- die Durchsetzungskraft vermissen ließen. So kam nicht nur jeder der wollte ohne Obolus an den Ordnern vorbei, auch war der Halleninnenraum während der gesamten Wettkampftage ein Bild des Durcheinanders- vielleicht nicht den Ansprüchen einer DM gerecht aber nicht unüblich für den weiblichen Ringkampf und möglicherweise auch der unverwechselbare Charme dieser Veranstaltung. Ein Lob an die KR die trotz dieser Umständen konzentriert arbeiten konnten.

Bedauern beschleicht mich, wenn ich das übliche Verpflegungsangebot auf Deutschen Meisterschaften betrachte, die eine leistungserhaltende Nährstoffversorgung von Spitzensportlern nicht gerecht werden kann. Auch in Freiburg reichen zwei Vokabeln um das Angebot zu beschreiben aus: fettig und süß (Pommes, Bratwurst, Kuchen), komplettiert durch leere Kohlenhydrate aus Weißmehlbrötchen. Die Hoffnung auf sportgerechte Ernährung zumindest als ein Angebot für die ernährungsbewussten Sportlerinnen wurde auch in diesem Jahr nicht erfüllt. Für mitgereiste Eltern und Betreuer war das Speisenangebot mit der üblichen Kritik über hohe Preise (kleine Tasse Kaffee 1,50 Euro) sicher in Ordnung.

Stimmung im Team

Der frohen, positivgespannten Erwartung vor Beginn des Wiegens wich am Freitagabend Unglauben und Ohnmacht bei allen NRWlern. Was war passiert? Nadine van Berkum, vorab gemeldet in 51 Kg hatte Gewicht gemacht um in 48 Kg bei den Frauen starten zu können und sich in dieser Klasse dem Bundestrainer Jörg Helmdach für internationale Aufgaben zu empfehlen. Leider passierte bei der Abgabe der offiziellen Meldelisten ein Fehler. Das Gewicht von Nadine war nicht geändert. Somit war sie den gültigen Wettkampfbestimmungen gemäß unabänderlich in 51 Kg einzuordnen auch wenn sie mit 47,9 das Limit für 48 Kg erreicht hatte.

Alle Versuche im Sinne der sportlichen Fairness und Respekt und Wertschätzung der Sportlerin gegenüber die alles richtig gemacht hatte und nun für den Flüchtigkeitsfehler ihres Frauensportreferenten nicht zu bestrafen, liefen ins Leere. Während die meisten beteiligten Landesvertreter und die betreffenden Sportlerinnen der Gewichtsklasse einem Wechsel in die 48 Kg nicht negativ gegenüberstanden, beharrten einige Funktionäre auf die Einhaltung der Bestimmungen und hatten damit das geltende Recht auf ihrer Seite- auch wenn in früheren Jahren in ähnlichen Fällen anders reagiert worden war.

Was ist daraus zu lernen? Fehler passieren. Um das Risiko ähnlicher Flüchtigkeitsfehler in Zukunft zu minimieren sollten die Meldelisten mindestens von zwei verantwortlichen Personen vor der Abgabe kontrolliert werden. Zudem muss für die Zukunft ein Antrag an den DRB formuliert werden, damit Korrekturen im Sinne des Sportlers möglich werden und nicht ausschließlich die Paragraphenreiter unverständliche wenn nicht gar absurde aber rechtsgültige Macht ausüben können.

Nach diesem ersten Schockerlebnis stabilisierte sich die Stimmung unter allen mitgereisten Eltern, Betreuern und Aktiven. Ich habe größten Respekt vor allen Eltern die diese Wochenenden auf sich nehmen- und meine damit nicht nur die Tortur des mehr als 12stündige Sitzen auf lehnenlosen harten Tribünenbänken- und somit ideell als auch finanziell die Sportausübung ihrer Kinder unterstützen. Die Leistungen aller Sportlerinnen wurden lebhaft gewürdigt, es wurde über Vereinsgrenzen hinweg bei Niederlagen getröstet und Siege gefeiert. Grundsätzlich möchte ich aber hier die Frage stellen, ob es notwendig ist, dass sich bereits tagsüber Einzelne durch Alkohol in einen Zustand versetzen, in dem sie nicht nur ein negatives Vorbild für die minderjährigen Sportlerinnen sondern auch eine Peinlichkeit für das gesamte Team sind. Und hier kann auch nicht das Gewohnheitsrecht gelten. Jemand der seinen Alkoholkonsum nicht im Griff hat, kann m.E. auch im erweiterten Umfeld nicht geduldet werden.

Sportliche Erfolge

Die sportliche Wertigkeit dieser Meisterschaft und das Niveau der Sportlerinnen im internationalen Vergleich zu bewerten, überlasse ich Fachleuten. Bei aller Kritik möchte ich allerdings Folgendes zu bedenken geben: Nach wie vor wird der Frauensport reflexartig mit dem männlichen Ringkampf verglichen. Das ist, weil es sich um eine andere/eigene Stilart handelt, nicht nur unredlich es ist schlicht der falsche Ansatz und wird den Ringerinnen nicht gerecht- sondern beweist m.E. lediglich die Unwissenheit und den Mangel an Differenzierungsfähigkeit der Kritiker Ich habe eine attraktive Meisterschaft mit gutem, das Publikum ansprechenden Sport gesehen.

Alle Starterinnen haben bewiesen, dass der Ringkampf eine ideale Sportart auch für Frauen und Mädchen ist- auch wenn es einige Verletzungen gegeben hat, über die zu sprechen ist. Gott sei dank hat keine der betroffenen Ringerinnen mit Folgeschäden zu rechnen. Die Tatsache, dass bei ca. 270 Kämpfen 4 Ringerinnen in ein Krankenhaus gebracht wurden ist auch der Absicherung von Diagnosen bzw. Vermeidung von Behandlungsfehlern geschuldet. Also nicht Ausdruck von risikoreichem Sport sondern von verantwortungsvollem Verhalten aller Beteiligten.

Nichts desto trotz ist es aber die Aufgabe von Trainern und Betreuern zu entscheiden, ob die einzelne Sportlerin dem Anspruch einer solchen Meisterschaft gewachsen ist oder ob Technikwissen und Trainingszustand einen Start unter Umständen auch ausschließen. Für NRW gilt, dass alle Sportlerinnen den Erwartungen entsprochen haben. Die Kämpfe die gewonnen werden mussten, sind gewonnen worden. Alle erreichten Finals wurden gewonnen. Es gab leistungsgerechte Titel und Medaillen. In der Gesamtwertung der Frauen lag NRW weit vor allen anderen teilnehmenden Verbänden. Im Altersbereich der weiblichen Jugend hat es erstmals nicht zu einer Platzierung unter den ersten dreien gereicht. Landesverbände wie Südbaden und vor allem Brandenburg machten mit erfolgreicher Nachwuchsarbeit bei dieser Meisterschaft auf sich aufmerksam. Zwar ist diese Gesamt-Aufrechnung nicht relevant aber es muss darüber gesprochen werden, ob ein 4. Platz in der Gesamtwertung der weiblichen Jugend die LO mit dem Bundes-Nachwuchsstützpunkt zufrieden stellt. Eine Analyse und Aufarbeitung der Gründe wird sicher stattfinden.

Und sonst…

Als Kampfrichterreferent dieser Meisterschaft war unser NRW-Referent Uwe Manz eingesetzt, der seine Sache unauffällig und bekannt souverän erledigte. Die eingeteilten Kampfrichter und besonders unseren NRW-Kampfrichtern Maria Winke und Daniel Keim konnte eine gute Leistung über alle drei Wettkampftage attestiert werden.

Der DRB wurde durch den Vizepräsidenten Finanzen Klaus Schultes vertreten. Ab Samstag war neben dem Sportdirektor Detlev Schmengler auch Günter Maienschein (Vize Sport) aufmerksamer Beobachter und Klaus Blank als DRB-Jugendreferent unterstützte die stellvertretende Frauenreferentin Sabine Amann (Bayern) bei der Wettkampfleitung. Denn erstmals war eine als DRB-Frauenreferentin (Ramona Scherer) gewählte Funktionärin selbst als Sportlerin am Start und konnte natürlich nicht sowohl sportlich als auch noch administrativ tätig sein.

Der Wettergott verschonte nicht nur den Anreise- sondern auch den Abreisetag, so dass die von Freitag auf Samstag gefallenen Schneemengen lediglich eine Randnotiz bleiben. Es ist nicht nur gut Fan vom Frauenringkampf zu sein sondern war an diesem WE für alle Beteiligten besser, das der Ringkampf in der Halle stattfindet.
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